Minister Rauch gefährdet heimische Fleischproduktion

Rauch verabsäumt Einbindung der Betroffenen

Bundesminister Rauch verkündete vergangenen Sonntag ohne Einbindung der betroffenen Schweinebäuerinnen und -bauern drastische Forderungen zur Verschärfung der Haltungskriterien für Schweinehaltung. „Die Haltungskriterien, die Minister Rauch den heimischen schweinehaltenden Betrieben vorschreiben möchte, gibt es in keinem Land Europas oder der Welt als gesetzlichen Standard.“, so Franz Rauscher, Obmann des Verbands Österreichischer Schweinebauern (VÖS). „Das würde eine Schweinehaltung in Österreich, die den Regeln des europäischen Binnenmarkts unterliegt, weitgehend unmöglich machen, und Fleischimporten Tür und Tor öffnen. Es scheint als würde hier ein parteipolitischer Wahlkampf auf dem Rücken der Bäuerinnen und Bauern ausgetragen. Würde dem Minister der Erhalt einer regionalen Lebensmittelversorgung am Herzen liegen, hätte er sich im Vorfeld mit den Betroffenen seiner Forderung zusammengesetzt. Das hat er leider nicht gemacht.“

Schweinebauern brauchen Planungssicherheit statt neuer Debatten

Der österreichische Nationalrat hat im Juli 2022 nach langen Verhandlungen einen Pakt zur Weiterentwicklung der Schweinehaltung beschlossen. Dieser sah u.a. Kriterien weit über dem europäischen Standard für Neu- und Umbauten, ein Forschungsprojekt, eine Evaluierungsphase sowie ein Ablaufdatum für unstrukturierte Vollspaltenbuchten ohne Funktionsbereiche bis Ende 2039 vor.

Aufgrund eines Urteils des Verfassungsgerichtshof ist die Regierung nun aufgefordert, die Übergangszeit bis zum Verbot dieser Vollspaltenbuchten zu adaptieren. Alle weiteren Vereinbarungen des Pakts stehen aufgrund des Urteils nicht zur Diskussion. „Aufgrund der negativen Berichterstattung ist die Investitionstätigkeit ohnehin seit Jahren zu niedrig, um die Versorgung mit heimischem Schweinefleisch langfristig sicherzustellen.“, schätzt Obmann Rauscher die Lage ein. „Anstatt eine neue Debatte vom Zaun zu brechen, braucht es Planungssicherheit und Anreize für Betriebe, um in der Produktion zu verbleiben.“

Seit 2021 ein Drittel mehr Bio- und Tierwohlschweine

Der Verband Österreichischer Schweinebauern hat darüber hinaus bereits 2021 eine Tierwohlstrategie vorgelegt, in der er sich zu einer klaren Weiterentwicklung bekennt. Ein Kernaspekt der Strategie ist es, die Anzahl von Schweinen, die in Bio- und Tierwohlsystemen gehalten werden, bis 2030 auf eine Million zu erhöhen. „Das Ziel ist ambitioniert, aber durch die intensiven Bemühungen unser bäuerlichen Erzeugerorganisationen, neue Vermarktungsschienen zu schaffen, konnten bereits jetzt viele Betriebe auf Tierwohl-Systeme umstellen. So stieg seit 2021 die Anzahl an Bio- und Tierwohlschweinen um ein Drittel von 170.000 auf über 220.000.“, freut sich Obmann Rauscher. „Wenn dem Minister eine nachhaltige Weiterentwicklung im Bereich Tierwohl und der Erhalt einer österreichischen Schweineproduktion ein Anliegen ist, sollte er uns auf diesem Weg unterstützen, anstatt aus parteipolitischen Motiven überzogene Forderungen aufzustellen.“

 

DI Michael Klaffenböck
klaffenboeck@schweine.at