Tierwohlbericht 2023: mehr Bio- und Tierwohl-Schweine!
Schweinebranche setzt auf marktbasierte Weiterentwicklung
Schon 2021 hat sich die österreichische Schweinebranche im Rahmen einer Tierwohlstrategie zu einer Weiterentwicklung im Bereich Tierwohl bekannt, und intensiv am Ausbau der Tierwohl-Schweinehaltung in Österreich gearbeitet. Im Kern der Bemühungen steht die sogenannte marktbasierte Weiterentwicklung: die Schaffung von Vermarktungsschienen für Betriebe, die auf Tierwohl-Haltung umstellen wollen, durch gesteigerte Nachfrage entlang der Wertschöpfungskette. 2023 sind deshalb trotz allgemeinem Produktionsrückgang die Schlachtungen im Rahmen von im Bio- und Tierwohl-Qualitätsprogrammen von 170.000 auf 227.000 um ein Drittel angewachsen.
Die marktbasierte Weiterentwicklung steht in engem Zusammenhang mit dem „Masterplan Schwein“ der AMA-Marketing. Das AMA-Gütesiegel ist das einzige staatlich anerkannte, flächendeckende Qualitätssiegel und sieht eine jährliche risikobasierte Kontrolle durch unabhängige Kontrollstellen vor. Der „Masterplan Schwein“ schreibt unter anderem eine Anhebung der Kriterien im AMA-Gütesiegel fest. Seit 2022 liegt das Platzangebot für AMA-Gütesiegel-Schweine 10% über dem gesetzlichen Standard, mit einem Stufenplan zur weiteren Ausweitung auf 20%. Außerdem sind der Einsatz von entwaldungsfreiem Soja, Stickstoff-reduzierte Fütterung, die Teilnahme am Tiergesundheitsdienst sowie ein Antibiotika-Monitoring verpflichtend. Weiters sind in den AMA-Tierwohl-Modulen „Gut“ und „Sehr Gut“ Haltungsformen mit Stroheinstreu, noch mehr Platz, europäischen GVO-freien Futtermitteln, Auslauf und weiteren Kriterien abgebildet.
„Um die Konsumentinnen und Konsumenten mit auf die Reise zu mehr Tierwohl zu nehmen, müssen wir ein differenziertes Angebot machen. Das AMA-Gütesiegel geht schon in der Basis über das Gesetz hinaus, bleibt dabei aber leistbar. Höhere Kriterien wie Auslauf oder europäischer Soja in der Fütterung werden in den Tierwohlmodulen umgesetzt.“, erklärt Dr. Johann Schlederer, Geschäftsführer der Österreichischen Schweinebörse. Schlederer weist auch auf die Bedeutung einer transparenten Kennzeichnung hin: „Die Konsumentinnen und Konsumenten tragen in der Weiterentwicklung der Landwirtschaft eine große Verantwortung – sie müssen aber auch entsprechend informiert werden. Deshalb fordern wir eine transparente Auslobung von Haltung und Herkunft von Schweinefleisch in allen Bereichen.“
Schlachtungen insgesamt rückläufig – aber mehr Bio- und Tierwohl-Schweine!
Die gesamte österreichische Produktion ist mit insgesamt 4.341.000 untersuchten Schlachtungen rückläufig (minus 5,7%). Dies steht im Einklang mit der Entwicklung am gesamten europäischen Markt. Hauptgründe für Produktionsrückgänge sind Betriebsaufgaben aufgrund genereller Verunsicherung, laufend neue Auflagen im Bereich Umwelt- und Tierschutz, sowie ein gehässiges mediales Klima gegenüber der Berufsgruppe der Schweinebäuerinnen und -bauern.
2023 waren 2.051.000 Schlachtungen der Basisstufe im AMA-Gütesiegel zuzuordnen (Anteil: 47,2%, Menge: minus 7,2%). Im Bereich der konventionellen Tierwohl-Schweinemast waren 101.000 Schlachtungen dem Modul „Mehr Tierwohl – Gut“ (Anteil: 2,3%, Menge: minus 3,4%), und 44.000 Schlachtungen dem Modul „Mehr Tierwohl – Sehr Gut“ (Anteil: 1,0%, Menge: plus 119,9%) zuzuordnen. Im Bereich der biologischen Schweinehaltung wurden 81.000 Schlachtungen (Anteil: 1,9%, Menge: plus 4,7%) erfasst. Aufgrund des hohen Anteils an Direktvermarktung wird die Menge an Bio-Schweinen in dieser Auswertung allerdings unterschätzt.
Trend zu mehr Tierwohl erkennbar – mehr Nachfrage notwendig!
Rupert Hagler, Obmann der Österreichischen Schweinebörse, weist auf die Erfolge der Maßnahmen am Markt hin: „Die österreichische Schweinebranche hat sich 2021 zu einer marktbasierten Weiterentwicklung im Bereich Tierwohl bekannt. Es ist uns gelungen, für viele Betriebe neue Vermarktungsschienen zu öffnen. 2023 wurden mit 227.000 Schweinen schon ein Drittel mehr Bio- und Tierwohl-Schweine gehalten als 2021!“ Dies entspricht einem Anteil von 5,7% aller in Österreich gehaltenen Schweine. Die Wachstumssegmente waren Bio und AMA-Schweine mit dem Siegel „Mehr Tierwohl – Sehr gut“. Diese Produktionsschienen konnten insbesondere durch Kooperationen mit dem Handel ausgebaut werden.
„Es gibt viele Schweinebäuerinnen und Schweinebauern in Österreich, die sich einen Umstieg auf Tierwohl-Haltung vorstellen können. Dazu brauchen sie aber eine gesicherte Abnahme und Planbarkeit – daher müssen alle Partner entlang der Wertschöpfungskette bis hin zu den Konsumentinnen und Konsumenten mehr Tierwohl-Schweinefleisch nachfragen!“, fordert Obmann Hagler. „Schon vor drei Jahren wurde im Ministerrat der naBe-Plan beschlossen, der öffentlichen Küchen den Einkauf von Tierwohl-Schweinefleisch vorschreibt. Bisher spüren wir leider keine gesteigerte Nachfrage. Wir fordern die öffentlichen Einrichtungen auf, den naBe-Plan konsequent umzusetzen! Darüber hinaus braucht es erleichterte Genehmigungsverfahren und eine Ausweitung der Förderinstrumente für besonders tierfreundliche Ställe.“ Die Österreichische Schweinebörse setzt auch in Zukunft ihr Bekenntnis zum Ausbau der Bio- und Tierwohlproduktion fort. In enger Zusammenarbeit mit Geschäftspartnern, Politik und Konsumentinnen und Konsumenten ist es möglich, den positiven Trend auch 2024 weiter fortzusetzen.
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Die Österreichische Schweinebörse eGen ist ein Zusammenschluss der bäuerlichen Erzeugerorganisationen mit dem Ziel der überregionalen Vermarktung.